1. |
Unerträglich
03:12
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Nazis bomben und erschießen neun Migranten
der Staat sagt: „(das waren) kriminelle Ausländerbanden.“
Hinterbliebene die gerade vor Trauer zerbrechen
müssen sofort mit Cops über Verdächtigungen sprechen
und der Verfassungsschutz der ist so dicht dran
doch diverse relevante Akten schreddert man
und bis heute sagt niemand wieso eigentlich
viel zu viel Gemauschel über das niemand spricht
und den Bericht zum Mord in Kassel und Andreas T.
soll für 120 Jahre niemand einseh'n
nach der Selbstenttarnung glaubt dann auch der Staat an Nazis
doch die Täter_innen will er an einer Hand abzählen
dabei sprechen viele von über 100 Unterstützer_innen
die nach wie vor ihre rechten Netze spinnen
selbst die Frau die Zschäpe ihren Perso gab
läuft frei rum und auch ihr Mann, der immer gerne half
und ne Naziband sang höhnisch Jahre vor der Enttarnung
von dem Döner-Killer, das war mehr als ne Ahnung
und Migranten riefen laut: „Kein zehntes Opfer!“
lange bevor die Wahrheit offen da lag
und der Typ der den Mördern die Waffe beschaffte
braucht die letzten Jahre Knast nicht drinnen abzusitzen
eine Opferanwältin wird mit dem Tod bedroht
ihre Daten hatte man am Bullenrechner gesucht
wie kann das sein?
wie ist das möglich?
Deutschland, du bist unerträglich!
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2. |
Der Hippie-Planet
01:30
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irgendwo da draußen
gab's einen Planeten
vollgepackt mit Hippies
die nach Frieden strebten
Liebe für alle Wesen
alle gleich und alle frei
und es war so schön
doch es blieb nicht dabei
denn einer von ihnen dachte:
„Ey, ich will mehr!
Ich will nicht mehr sein wie alle,
nein ich bin jetzt ihr Herr!“
die anderen sagten: „Lass das doch,
du machst alles kaputt!“
doch er lachte über sie
und der Untergang ging los
da sie sich nur friedlich wehrten
Gewalt war ihnen ein Graus
überrannte er jeden
Widerstand löschte er aus
ein paar weitere machten mit
sie nahmen, stahlen, horteten
nur noch auf sich fixiert
sie missbrauchten und mordeten
der Planet war nicht die Erde
hier war's schon immer scheiße
herrschte immer schon das Unrecht
das Gesetz der Reichen
Herrschaft und Unterdrückung
Ausbeutung und Leid
und doch wär es so schön
käme mal ne andere Zeit
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3. |
Du bist nicht hier
00:50
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Du bist nicht im Hier
du bist nicht im Jetzt
du bist nicht bei dir
immer nur gehetzt
du bist
immer connected
und du bist
immer woanders
mit deinen Gedanken
schon lang nicht mehr da
was zählt schon der Moment
wenn er gleich nur noch war
du bist
immer überall
und du bist
schon übermorgen
mit deinem Leben
schon lang nicht mehr dort
wo es gerade stattfindet
du bist leider längst fort
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4. |
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Ich bin eingeladen
und ich sollte gehen
doch ich will heute eigentlich
niemanden sehn
nicht zu erscheinen
wäre Unhöflichkeit
doch ich will heute
alleine sein
gesellschaftliche Verpflichtung
ich bin so müde
ein Mensch
schon irgendwo mal gesehen
kommt auf mich zu
und bleibt steh'n
es beginnt Smalltalk
„sag doch mal“
letztendlich nichtig
letztendlich egal
gesellschaftliche Verpflichtung
ich bin so müde
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5. |
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Jeden Tag Formulare ausfüllen
denn wir leben in 'ner Behördenwelt
eigentlich hatte ich, eigentlich hatte ich
mir das doch ganz anders vorgestellt
alles durchgeplant und geordnet
und so schön sicher und perfektioniert
nichts ist Zufall und nichts ohne Grund
auf dass niemandem auch nichts passiert
ich wollte doch nur leben
warum ist das so anstrengend?
schöne neue Welt voll von Möglichkeiten
freier Zugang zu allem und nichts
alles so bunt hier, kann mich nicht entscheiden
Entscheidungsmarathon, au mein Kopf zerbricht
unterschreibe, clicke, folge
sei dabei, sonst verpasst du was
mir ist das zu schnell und mir ist das zu laut
und irgendwie macht mir das keinen Spass
ich wollte doch nur leben
warum ist das so anstrengend?
es ist anstrengend
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6. |
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die alte Dame sagt
der junge Mann im Nachbarhaus
der ist immer so höflich
(und) sieht auch so gepflegt aus
sagt guten Tag und wiederseh'n
hält auch mal die Tür auf
und er hört so gerne zu
holt sie alte Geschichten raus
der junge Mann hat Freunde
die kommen oft vorbei
hin und wieder wird es lauter
doch was ist denn schon dabei
dann wird schön gesungen
und auch mal geschrien
doch er ist wirklich nett
gern hätte sie Enkel wie ihn
der junge Mann von nebenean
hat einen Totschläger im Schrank
wenn deine Haut zu dunkel ist
schlägt er dir damit ins Gesicht
der junge Mann von nebenean
hört Songs vom Mord und Totschlag an
begegnet dir mit Wut und Hass
wenn du nicht in sein Weltbild passt
beim jungen Mann von nebenan
hängt Adolf Hitler an der Wand
und schreitet er dann doch zur Tat
hat wieder niemand was geahnt
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7. |
Funktionieren
02:02
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Du bist gerade erst geboren
schon Teil von dem System
Name, Nummer und Papiere
alles ist vorherbestimmt
ein Lebenslauf in klaren Bahnen
Kita, Schule, Ausbildung
Führerschein, Krankenkasse
vielleicht doch ein Studium
wie du dich kleidest
was du wann sagst
wie man die Freizeit verbringt
was man so mag
drei Mahlzeiten,
mittags dann warm
und wie viel Stunden
hat so ein Tag
hier sind Grenzen
das ist ein Land
hier darst du sein
dort geht’s du nicht hin
so hast du zu denken
so hast du zu sein
Vorgaben und Umfeld
schränken dich ein
doch
du musst nicht funktionieren
du musst nicht funktionieren
du musst nicht funktionieren
du bist keine Maschine
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8. |
Das Gleiche
01:54
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er hat so die Schnauze voll
von dieser Welt und ihrem Leid
zieht alleine durch sein Viertel
hört das Partyvolk schrei'n
ihm ist nicht mehr nach Party
jeden Tag liest er von
Ungerechtigkeit und Mord
kalten Machtmenschen auf dem Thron
sieht die Ausbeutung in der Welt
viel Luxus für wenig Geld
sieht wie die einen reicher werden
während ganze Länder sterben
kommt an einer Bank vorbei
nimmt sich 'nen Stein
und wirft die Scheibe ein
er hat so die Schnauze voll
von Leuten die anders sind als er
zieht mit Kumpels durch das Viertel
und sie machen Witze über Syrer
er hat's eigentlich recht gut
Wohnung, Familie und Job
fühlt sich, obwohl er keine kennt
von Migranten bedroht
sieht ihr Handy, neues Shirt
als ob das heute Reichtum wär
ist besessen von Hass
sagt: „Jungs, jetzt zeig ich euch mal was!“
kommt an nem Flüchtlingsheim vorbei
gießt Benzin in den Eingang rein
und lacht wenn Menschen schrei'n
und für dich ist das das Gleiche
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9. |
Der Körper
00:48
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zu dick, zu dünn
komisches Gesicht
du merkst gar nicht
wie du dein Urteil sprichst
und selbst die Linken
stimmen mit ein
schlagen mit Worten über's Aussehen
auf Nazis ein
der Körper wird von anderen definiert
eingeteilt in schön oder eher missglückt
vernichtet Selbstliebe und Freude für immer
und du siehst wie dieser Mensch innerlich verkümmert
und du stehst so drüber, von oben herab
trittst du ein Menschenleben in den Selbsthass
bist vielleicht sogar selber unzufrieden mit dir
und deine Selbstzweifel bekommen jetzt die andern zu spür'n
schön ist wer lebt
schön ist wer existiert
jeder Mensch auf seine Weise
und nicht festgelegt
und wenn du meinst
du kannst das bestimmen
dann bist leider du hässlich
und zwar von Innen
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10. |
Prophetie von 1998
02:24
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es ist 1998 und ich sage dir
in 20 Jahren werden hier die Patrioten marschieren
'ne rechte Partei voll mit Geschichts-Relativierern
wird bei Landtagswahlen mehr Stimmen als die SPD haben
in der CDU wird mancher überlegen mit denen zu koalieren
es brennen Häuser und man jagt Menschen aus anderen Ländern
es gibt ne Terrorgruppe die ermordet 9 Migranten
und auch in Hanau werd'n aus Fremdenhass Menschen erschossen
es ist dann normal zu sagen: "Ich bin stolz, Deutscher zu sein"
wenn du Geflohene supportest wird man "Gutmensch" schrei'n
schwarz-rot-goldene Fahnen wehen wieder an vielen Ecken
und im Mittelmeer lässt man Menschen aus Afrika verrecken
die Massen schreien nach Kontrollen und nach Grenzen
die Nation wird wieder wichtig, es herrscht Hass auf Menschen
die vermeintlich nicht deutsch sind, die 'ne dunklere Haut haben
und wer rechtes Zeug redet sagt: "Das darf man doch noch sagen!"
es gibt Bands mit viel Erfolg, die predigen alte Werte
Tradition und Herkunft, Völkisches und Ehre
und die hören nicht nur zwei, drei Nazis aus deiner Region
nein, die spielen in großen Hallen und sind in den Charts oben
und du schaust mich an
deine Augen werden groß:
„Sag mal, willst du mich verarschen
was ist denn mit dir los?
Sowas ist vorbei,
sowas kommt nie mehr,
ey, die Grenzen gehen auf
und die Weltoffenheit herrscht!
Die paar scheiß Faschos
sehe ich zwar auch.
Doch die sind ne Minderheit,
die bald niemand mehr braucht.
Und nach Rostock, Hoyerswerda, Solingen, Mölln
war doch klar:
Rassismus ist scheiße
und das Land für alle da!“
und du schaust mich an
deine Augen werden groß:
„Wir sind doch alternativ,
love Parade und so!
Die Zukunft wird bunt,
die Zukunft ist hell!
Eine Zukunft voll mit Faschos
kann ich mir nicht vorstell'n.
Mann, hör auf zu reden!
Du machst mir Angst!
Das ist unvorstellbar,
das ist einfach nur krank!
Es wurde doch gelernt
aus der Geschichte!
Du musst dich irren.
Bitte sag sowas nicht.“
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11. |
Die größte Leere
02:26
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Ich frag mich wie das wäre
wenn es Gott nicht gäbe
das hier alles sein würde
ohne eine höhere Sphäre
ich frag mich wie das wäre
wenn es Gott nicht gäbe
keine Ewigkeit der Seele
und nur diese Erde
vielleicht umarmte ich jeden Tag
noch ein bisschen mehr
wenn man nicht viele davon hat
schätzt man sie doch sehr
vielleicht schaute ich die Welt
mit anderen Augen an
würd' Schönheit noch mehr wahrnehmen
und so viel erleben wie ich kann
und doch wäre letztendlich
alles ziemlich trist
es wäre unerträglich
zu wissen, dass das hier alles ist
ich blicke in die Natur
Erde, Meer, Luft sind verdreckt
ich schaue in die Zeitung
allgegenwärtig Leid und Krieg
ich blicke zu den Menschen
sie versuchen es sogar
doch die Welt ist nunmal voll
mit Angst, Wut, Traurigkeit und Hass
und egal wie schön etwas ist
es vergeht so schnell
am Ende wartet nur ein Loch
in dem du dann verfällst
ich frag mich wie das wäre
wenn es Gott nicht gäbe
die größte Leere
ist alles was mir bliebe
die größte Leere
ohne Glaube, Hoffnung, Liebe
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12. |
Dicke Hose
01:16
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gegen Macker sein
alles schön und gut
leider ist die Szene
viel zu voll davon
nicht nur die mit Penis
auch bei allen anderen
immer schön die Pose
und möglichst derbe dastehn
immer überzeugt
von Allem was man sagt
immer über'n Mund fahren
wenn wer nicht viel Ahnung hat
immer Muckis anspannen
verbal und auch in echt
immer eine Front
und immer im Recht
möglichst mächtig wirken
und überlegen sein
auf keinen Fall Schwäche
oder Zweifel zeigen
Online und im Alltag
ist die Hose dick
wer unsicher am Rand steht
der wird abgeschreckt
immer....
und auch die die jetzt denken:
„ich bin zum Glück nicht so“
sind oft genug die schlimmsten
von oben herab und grob
Selbstsicherheit ist schön
ein fester Standpunkt auch
doch zu oft wird's ne Mauer
und ein Tritt in den Bauch
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13. |
Jesus in Berlin
03:10
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Jesus ist zu Besuch
in Berlin
und irgendwie merkt er
manche Passanten beobachten ihn
er kommt aus dem Nahen Osten
so wie seine Vorfahren
also ist sein Teint dunkler
und er hat schwarze Haare
seit er zwölf war half er seinem Vater
als Zimmermann jeden Tag
daraus ergeben sich Muskeln
bei so 'nem Job, zwanzig Jahre lang
und er sieht die skeptischen Blicke
einer hält sein Portemoinnee fest
eine tuschelt, dass er sicher Teil
einer Clan-Großfamlie ist
Jesus in Berlin
Jesus in Schwerin
Jesus in Eutin
und er geht in eine große Kirche
einer sagt: „Du hast dich wohl verlaufen.“
und alle machen schöne Fotos
und man kann draußen Ramsch kaufen
er überlegt ob er 'ne Peitsche hat
doch er merkt, das wär hier nicht gut
das würde nicht verstanden werden
und die Falschen träfe die Wut
und die guten deutschen Christen
erkennen ihn nicht einmal
es fehl'n die blonden langen Haare
und das Lamm auf seinem Arm
und er schnackt mit einem Straßenpunk
die Leute ziehen schnell vorbei
einige schauen verächtlich
„Na, da finden sich ja die richtigen zwei“
Jesus in Berlin
Jesus in Parchim
Jesus in Templin....
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14. |
Kein Zuhause
01:12
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die schönen Momente
sie sind da
doch zwei Minuten später
bricht sich die Hölle Bahn
Ein, zwei Informationen
mehr braucht es nicht
und du weißt diese Welt
ist mehr Dunkelheit als Licht
kein Zuhause
freue dich am Leben
Jeden Tag
sei dankbar, wenn's dir gut geht
und für das was du hast
denn nichts ist selbstverständlich
nichts ist garantiert
und selbst wenn du gewinnst
gibt's so viele die verlier'n
kein Zuhause
Freunde leiden
Menschen geh'n
du kannst nicht viel mehr tun
als dabei zuzuseh'n
keine Logik dahinter
kein Plan zu kapier'n
liebe deinen Nächsten
mehr kannst du nicht verstehn
Kein Zuhause
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15. |
Hand
03:46
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die Gefahr bekannt
doch die Verzweiflung groß
sie kennen die Berichte
lesen online die News
trotzdem wollen sie es wagen
über Land gelingt es kaum
also bleibt nur das Wasser
hoffentlich gelingt der Traum
rein ins kleine Boot
es schaukelt viel zu sehr
irgendwann ist das Ufer weg
sie sind mitten auf dem Meer
plötzlich dringt Wasser ein
und sein Hals ist zugeschnürt
Panik und Verzweiflung
als er die kalten Fluten spürt
und nach lähmenden Minuten
verliert er ihre Hand
Danke, christliches Abendland!
sie kann es nicht verstehn
es ist gar nicht lange her
da konnte sie hier leben
nicht sehr gut doch unversehrt
plötzlich kommen die Soldaten
und die Panzer rücken vor
in der Stadt lacht niemand mehr
sie steh'n schon vor dem Tor
und die ersten Schüsse fallen
und die ersten sacken weg
blut trocknet im Sand
sie sind mitten drin im Krieg
und ihr Bruder liegt neben ihr
die Waffe aus Deutschland traf
sie kann kaum noch klar denken
versteht nicht was grad geschah
wie betäubt, fast schon mechanisch
hält sie noch seine Hand
Danke, christliches Abendland!
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