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kein Zuhause

by Praiser

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1.
Nazis bomben und erschießen neun Migranten der Staat sagt: „(das waren) kriminelle Ausländerbanden.“ Hinterbliebene die gerade vor Trauer zerbrechen müssen sofort mit Cops über Verdächtigungen sprechen und der Verfassungsschutz der ist so dicht dran doch diverse relevante Akten schreddert man und bis heute sagt niemand wieso eigentlich viel zu viel Gemauschel über das niemand spricht und den Bericht zum Mord in Kassel und Andreas T. soll für 120 Jahre niemand einseh'n nach der Selbstenttarnung glaubt dann auch der Staat an Nazis doch die Täter_innen will er an einer Hand abzählen dabei sprechen viele von über 100 Unterstützer_innen die nach wie vor ihre rechten Netze spinnen selbst die Frau die Zschäpe ihren Perso gab läuft frei rum und auch ihr Mann, der immer gerne half und ne Naziband sang höhnisch Jahre vor der Enttarnung von dem Döner-Killer, das war mehr als ne Ahnung und Migranten riefen laut: „Kein zehntes Opfer!“ lange bevor die Wahrheit offen da lag und der Typ der den Mördern die Waffe beschaffte braucht die letzten Jahre Knast nicht drinnen abzusitzen eine Opferanwältin wird mit dem Tod bedroht ihre Daten hatte man am Bullenrechner gesucht wie kann das sein? wie ist das möglich? Deutschland, du bist unerträglich!
2.
irgendwo da draußen gab's einen Planeten vollgepackt mit Hippies die nach Frieden strebten Liebe für alle Wesen alle gleich und alle frei und es war so schön doch es blieb nicht dabei denn einer von ihnen dachte: „Ey, ich will mehr! Ich will nicht mehr sein wie alle, nein ich bin jetzt ihr Herr!“ die anderen sagten: „Lass das doch, du machst alles kaputt!“ doch er lachte über sie und der Untergang ging los da sie sich nur friedlich wehrten Gewalt war ihnen ein Graus überrannte er jeden Widerstand löschte er aus ein paar weitere machten mit sie nahmen, stahlen, horteten nur noch auf sich fixiert sie missbrauchten und mordeten der Planet war nicht die Erde hier war's schon immer scheiße herrschte immer schon das Unrecht das Gesetz der Reichen Herrschaft und Unterdrückung Ausbeutung und Leid und doch wär es so schön käme mal ne andere Zeit
3.
Du bist nicht im Hier du bist nicht im Jetzt du bist nicht bei dir immer nur gehetzt du bist immer connected und du bist immer woanders mit deinen Gedanken schon lang nicht mehr da was zählt schon der Moment wenn er gleich nur noch war du bist immer überall und du bist schon übermorgen mit deinem Leben schon lang nicht mehr dort wo es gerade stattfindet du bist leider längst fort
4.
Ich bin eingeladen und ich sollte gehen doch ich will heute eigentlich niemanden sehn nicht zu erscheinen wäre Unhöflichkeit doch ich will heute alleine sein gesellschaftliche Verpflichtung ich bin so müde ein Mensch schon irgendwo mal gesehen kommt auf mich zu und bleibt steh'n es beginnt Smalltalk „sag doch mal“ letztendlich nichtig letztendlich egal gesellschaftliche Verpflichtung ich bin so müde
5.
Jeden Tag Formulare ausfüllen denn wir leben in 'ner Behördenwelt eigentlich hatte ich, eigentlich hatte ich mir das doch ganz anders vorgestellt alles durchgeplant und geordnet und so schön sicher und perfektioniert nichts ist Zufall und nichts ohne Grund auf dass niemandem auch nichts passiert ich wollte doch nur leben warum ist das so anstrengend? schöne neue Welt voll von Möglichkeiten freier Zugang zu allem und nichts alles so bunt hier, kann mich nicht entscheiden Entscheidungsmarathon, au mein Kopf zerbricht unterschreibe, clicke, folge sei dabei, sonst verpasst du was mir ist das zu schnell und mir ist das zu laut und irgendwie macht mir das keinen Spass ich wollte doch nur leben warum ist das so anstrengend? es ist anstrengend
6.
die alte Dame sagt der junge Mann im Nachbarhaus der ist immer so höflich (und) sieht auch so gepflegt aus sagt guten Tag und wiederseh'n hält auch mal die Tür auf und er hört so gerne zu holt sie alte Geschichten raus der junge Mann hat Freunde die kommen oft vorbei hin und wieder wird es lauter doch was ist denn schon dabei dann wird schön gesungen und auch mal geschrien doch er ist wirklich nett gern hätte sie Enkel wie ihn der junge Mann von nebenean hat einen Totschläger im Schrank wenn deine Haut zu dunkel ist schlägt er dir damit ins Gesicht der junge Mann von nebenean hört Songs vom Mord und Totschlag an begegnet dir mit Wut und Hass wenn du nicht in sein Weltbild passt beim jungen Mann von nebenan hängt Adolf Hitler an der Wand und schreitet er dann doch zur Tat hat wieder niemand was geahnt
7.
Du bist gerade erst geboren schon Teil von dem System Name, Nummer und Papiere alles ist vorherbestimmt ein Lebenslauf in klaren Bahnen Kita, Schule, Ausbildung Führerschein, Krankenkasse vielleicht doch ein Studium wie du dich kleidest was du wann sagst wie man die Freizeit verbringt was man so mag drei Mahlzeiten, mittags dann warm und wie viel Stunden hat so ein Tag hier sind Grenzen das ist ein Land hier darst du sein dort geht’s du nicht hin so hast du zu denken so hast du zu sein Vorgaben und Umfeld schränken dich ein doch du musst nicht funktionieren du musst nicht funktionieren du musst nicht funktionieren du bist keine Maschine
8.
Das Gleiche 01:54
er hat so die Schnauze voll von dieser Welt und ihrem Leid zieht alleine durch sein Viertel hört das Partyvolk schrei'n ihm ist nicht mehr nach Party jeden Tag liest er von Ungerechtigkeit und Mord kalten Machtmenschen auf dem Thron sieht die Ausbeutung in der Welt viel Luxus für wenig Geld sieht wie die einen reicher werden während ganze Länder sterben kommt an einer Bank vorbei nimmt sich 'nen Stein und wirft die Scheibe ein er hat so die Schnauze voll von Leuten die anders sind als er zieht mit Kumpels durch das Viertel und sie machen Witze über Syrer er hat's eigentlich recht gut Wohnung, Familie und Job fühlt sich, obwohl er keine kennt von Migranten bedroht sieht ihr Handy, neues Shirt als ob das heute Reichtum wär ist besessen von Hass sagt: „Jungs, jetzt zeig ich euch mal was!“ kommt an nem Flüchtlingsheim vorbei gießt Benzin in den Eingang rein und lacht wenn Menschen schrei'n und für dich ist das das Gleiche
9.
Der Körper 00:48
zu dick, zu dünn komisches Gesicht du merkst gar nicht wie du dein Urteil sprichst und selbst die Linken stimmen mit ein schlagen mit Worten über's Aussehen auf Nazis ein der Körper wird von anderen definiert eingeteilt in schön oder eher missglückt vernichtet Selbstliebe und Freude für immer und du siehst wie dieser Mensch innerlich verkümmert und du stehst so drüber, von oben herab trittst du ein Menschenleben in den Selbsthass bist vielleicht sogar selber unzufrieden mit dir und deine Selbstzweifel bekommen jetzt die andern zu spür'n schön ist wer lebt schön ist wer existiert jeder Mensch auf seine Weise und nicht festgelegt und wenn du meinst du kannst das bestimmen dann bist leider du hässlich und zwar von Innen
10.
es ist 1998 und ich sage dir in 20 Jahren werden hier die Patrioten marschieren 'ne rechte Partei voll mit Geschichts-Relativierern wird bei Landtagswahlen mehr Stimmen als die SPD haben in der CDU wird mancher überlegen mit denen zu koalieren es brennen Häuser und man jagt Menschen aus anderen Ländern es gibt ne Terrorgruppe die ermordet 9 Migranten und auch in Hanau werd'n aus Fremdenhass Menschen erschossen es ist dann normal zu sagen: "Ich bin stolz, Deutscher zu sein" wenn du Geflohene supportest wird man "Gutmensch" schrei'n schwarz-rot-goldene Fahnen wehen wieder an vielen Ecken und im Mittelmeer lässt man Menschen aus Afrika verrecken die Massen schreien nach Kontrollen und nach Grenzen die Nation wird wieder wichtig, es herrscht Hass auf Menschen die vermeintlich nicht deutsch sind, die 'ne dunklere Haut haben und wer rechtes Zeug redet sagt: "Das darf man doch noch sagen!" es gibt Bands mit viel Erfolg, die predigen alte Werte Tradition und Herkunft, Völkisches und Ehre und die hören nicht nur zwei, drei Nazis aus deiner Region nein, die spielen in großen Hallen und sind in den Charts oben und du schaust mich an deine Augen werden groß: „Sag mal, willst du mich verarschen was ist denn mit dir los? Sowas ist vorbei, sowas kommt nie mehr, ey, die Grenzen gehen auf und die Weltoffenheit herrscht! Die paar scheiß Faschos sehe ich zwar auch. Doch die sind ne Minderheit, die bald niemand mehr braucht. Und nach Rostock, Hoyerswerda, Solingen, Mölln war doch klar: Rassismus ist scheiße und das Land für alle da!“ und du schaust mich an deine Augen werden groß: „Wir sind doch alternativ, love Parade und so! Die Zukunft wird bunt, die Zukunft ist hell! Eine Zukunft voll mit Faschos kann ich mir nicht vorstell'n. Mann, hör auf zu reden! Du machst mir Angst! Das ist unvorstellbar, das ist einfach nur krank! Es wurde doch gelernt aus der Geschichte! Du musst dich irren. Bitte sag sowas nicht.“
11.
Ich frag mich wie das wäre wenn es Gott nicht gäbe das hier alles sein würde ohne eine höhere Sphäre ich frag mich wie das wäre wenn es Gott nicht gäbe keine Ewigkeit der Seele und nur diese Erde vielleicht umarmte ich jeden Tag noch ein bisschen mehr wenn man nicht viele davon hat schätzt man sie doch sehr vielleicht schaute ich die Welt mit anderen Augen an würd' Schönheit noch mehr wahrnehmen und so viel erleben wie ich kann und doch wäre letztendlich alles ziemlich trist es wäre unerträglich zu wissen, dass das hier alles ist ich blicke in die Natur Erde, Meer, Luft sind verdreckt ich schaue in die Zeitung allgegenwärtig Leid und Krieg ich blicke zu den Menschen sie versuchen es sogar doch die Welt ist nunmal voll mit Angst, Wut, Traurigkeit und Hass und egal wie schön etwas ist es vergeht so schnell am Ende wartet nur ein Loch in dem du dann verfällst ich frag mich wie das wäre wenn es Gott nicht gäbe die größte Leere ist alles was mir bliebe die größte Leere ohne Glaube, Hoffnung, Liebe
12.
Dicke Hose 01:16
gegen Macker sein alles schön und gut leider ist die Szene viel zu voll davon nicht nur die mit Penis auch bei allen anderen immer schön die Pose und möglichst derbe dastehn immer überzeugt von Allem was man sagt immer über'n Mund fahren wenn wer nicht viel Ahnung hat immer Muckis anspannen verbal und auch in echt immer eine Front und immer im Recht möglichst mächtig wirken und überlegen sein auf keinen Fall Schwäche oder Zweifel zeigen Online und im Alltag ist die Hose dick wer unsicher am Rand steht der wird abgeschreckt immer.... und auch die die jetzt denken: „ich bin zum Glück nicht so“ sind oft genug die schlimmsten von oben herab und grob Selbstsicherheit ist schön ein fester Standpunkt auch doch zu oft wird's ne Mauer und ein Tritt in den Bauch
13.
Jesus ist zu Besuch in Berlin und irgendwie merkt er manche Passanten beobachten ihn er kommt aus dem Nahen Osten so wie seine Vorfahren also ist sein Teint dunkler und er hat schwarze Haare seit er zwölf war half er seinem Vater als Zimmermann jeden Tag daraus ergeben sich Muskeln bei so 'nem Job, zwanzig Jahre lang und er sieht die skeptischen Blicke einer hält sein Portemoinnee fest eine tuschelt, dass er sicher Teil einer Clan-Großfamlie ist Jesus in Berlin Jesus in Schwerin Jesus in Eutin und er geht in eine große Kirche einer sagt: „Du hast dich wohl verlaufen.“ und alle machen schöne Fotos und man kann draußen Ramsch kaufen er überlegt ob er 'ne Peitsche hat doch er merkt, das wär hier nicht gut das würde nicht verstanden werden und die Falschen träfe die Wut und die guten deutschen Christen erkennen ihn nicht einmal es fehl'n die blonden langen Haare und das Lamm auf seinem Arm und er schnackt mit einem Straßenpunk die Leute ziehen schnell vorbei einige schauen verächtlich „Na, da finden sich ja die richtigen zwei“ Jesus in Berlin Jesus in Parchim Jesus in Templin....
14.
Kein Zuhause 01:12
die schönen Momente sie sind da doch zwei Minuten später bricht sich die Hölle Bahn Ein, zwei Informationen mehr braucht es nicht und du weißt diese Welt ist mehr Dunkelheit als Licht kein Zuhause freue dich am Leben Jeden Tag sei dankbar, wenn's dir gut geht und für das was du hast denn nichts ist selbstverständlich nichts ist garantiert und selbst wenn du gewinnst gibt's so viele die verlier'n kein Zuhause Freunde leiden Menschen geh'n du kannst nicht viel mehr tun als dabei zuzuseh'n keine Logik dahinter kein Plan zu kapier'n liebe deinen Nächsten mehr kannst du nicht verstehn Kein Zuhause
15.
Hand 03:46
die Gefahr bekannt doch die Verzweiflung groß sie kennen die Berichte lesen online die News trotzdem wollen sie es wagen über Land gelingt es kaum also bleibt nur das Wasser hoffentlich gelingt der Traum rein ins kleine Boot es schaukelt viel zu sehr irgendwann ist das Ufer weg sie sind mitten auf dem Meer plötzlich dringt Wasser ein und sein Hals ist zugeschnürt Panik und Verzweiflung als er die kalten Fluten spürt und nach lähmenden Minuten verliert er ihre Hand Danke, christliches Abendland! sie kann es nicht verstehn es ist gar nicht lange her da konnte sie hier leben nicht sehr gut doch unversehrt plötzlich kommen die Soldaten und die Panzer rücken vor in der Stadt lacht niemand mehr sie steh'n schon vor dem Tor und die ersten Schüsse fallen und die ersten sacken weg blut trocknet im Sand sie sind mitten drin im Krieg und ihr Bruder liegt neben ihr die Waffe aus Deutschland traf sie kann kaum noch klar denken versteht nicht was grad geschah wie betäubt, fast schon mechanisch hält sie noch seine Hand Danke, christliches Abendland!

about

Produziert, aufgenommen, gemischt und gemastered Januar/Februar 2021 von Ritchy Fondermann und Ron Henseler im K-Klangstudio, Hamburg.

Drums + Vocals: André
Gitarren, Bass + Vocals: Marcus

Texte und Musik: Praiser

credits

released February 17, 2021

Danke an Adoro-Drums für die schöne und wohlklingende Snare.

Danke an Jesus und unsere Familien für allen Support + an Ritchy und Ron für die gute Arbeit und die entspannte Studiozeit.

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Praiser Hamburg, Germany

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